Zugang erwünscht: Auch nach der Aktionswoche geht es weiter

Sonntag 09.08.

Stelen der neuen Ausstellung auf dem Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark an einem Sandweg.

Unsere digitale Aktionswoche geht heute zu Ende. In unserem Startbeitrag könnt ihr euch noch mal einen Überblick über die Beiträge der einzelnen Tage verschaffen.

Wir haben diese digitalen Aktionstage hauptsächlich zu fünft organisiert und umgesetzt. Darüber hinaus haben noch andere auf unterschiedliche Art und Weise daran mitgewirkt – vielen Dank dafür an euch alle! Für uns fünf war es ein spannender, sehr intensiver Prozess, in dem wir eine Menge Neues dazu gelernt haben. Vor allem die Geschichten von Überlebenden hören und lesen zu dürfen empfinden wir als großes Geschenk. Zugleich gibt es auch eine Traurigkeit darüber, welche Geschichten wir (noch) nicht kennen – weil so viele Menschen nicht überlebt haben, weil viele Überlebende nicht über ihre Zeit im KZ sprechen konnten, u.a. aus Angst vor weiterer Ausgrenzung, weil die Geschichte des KZ Uckermark lange nicht aufgearbeitet wurde und deshalb viele Informationen fehlen. Und aus verschiedenen anderen Gründen. Auch die Auswahl des vorhandenen Materials ist uns nicht leicht gefallen. Welche Schwerpunkte setzen wir? Welche Themen und Geschichten wählen wir aus und für welche anderen ist dadurch kein Platz mehr? Diese Fragen haben uns im ganzen Prozess begleitet. Auch deshalb finden wir: Die Aktionswoche ist zwar vorbei, aber es geht weiter. Es gibt noch viel mehr Geschichten, Informationen und Auseinandersetzungen – wir haben Lust, weiterhin Räume dafür zu schaffen und ihr ja vielleicht auch!

Erst einmal möchten wir euch dazu einladen, den Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark zu besuchen. Seit diesem Jahr 2020 gibt es dort eine neue Ausstellung. Das Gelände ist jederzeit offen zugänglich. Alles ist draußen, es gibt dort keine Gebäude und das Gelände ist weitläufig. Der Gedenkort befindet sich ca. 90km nördlich von Berlin bei Fürstenberg (Havel) in unmittelbarer Nähe der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Vom Bahnhof Fürstenberg (Havel) ist er zu Fuß ca. 35 Minuten entfernt. Hier findet ihr eine ausführliche Wegbeschreibung. Das Gelände ist leider nur bedingt barrierearm (teilweise gibt es Betonplatten, die mit einem Rollstuhl befahren werden können) – bitte kontaktiert uns, wenn ihr nähere Infos dazu benötigt.

Das Foto zeigt ein Eingangstor zum Gedenkort ehemaliges KZ Uckermark. Auf dem Tot ist ein Schild mit der Aufschrift "Zugang erwünscht/Access wanted. Betreten auf eigene Gefahr/Entry at one´s own risk" zu sehen.

„Es geht weiter“ heißt für uns auch: Es braucht auch in der Gegenwart jede Menge antifaschistische Arbeit. Beispiele für aktuelle besorgniserregende Ereignisse und Entwicklungen gibt es leider viel mehr, als wir aufzählen können. Rechte Gewalt wird oft kleingeredet, die Stimmen von Betroffenen haben in Politik und Öffentlichkeit zu wenig Gewicht. Die Anschläge und Morde in Halle und Hanau sind keine Einzelfälle, auch wenn das von vielen so dargestellt wird.

Auch Gedenkorte sind immer wieder Ziel von Angriffen, um sie muss immer wieder gerungen und gekämpft werden. Vor einigen Monaten wurde bekannt, dass das zentrale „Mahnmal der im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas“ in Berlin-Tiergarten durch Pläne der Deutschen Bahn, einen S-Bahn Tunnel zu bauen, bedroht ist. Der von Rom*nja und Sinte*zza jahrzehntelang erkämpfte und 2012 eingeweihte Gedenkort soll (teilweise) entfernt und über Jahre nicht mehr zugänglich werden. Damit wird auch die mit dem Gedenkort verbundene Anerkennung des Leids durch den Porajmos in Frage gestellt und die bis heute bestehenden Kontinuitäten der Ausgrenzung werden ignoriert. Durch öffentlichen Druck diskutiert die DB nun über einen möglichen alternativen Streckenverlauf, die Gefahr für das Mahnmal ist aber noch nicht gebannt. Der Bundes Roma Verband und viele andere Initiativen und Einzelpersonen setzen sich dafür ein: Das Mahnmal bleibt! By any means necessary (Pressemitteilung). Es gibt auch eine Online-Petition, die ihr unterstützen könnt.

All diese Beispiele zeigen immer wieder: Solidarität mit den Betroffenen, antifaschistische Bündnisse und strukturelle Veränderungen sind dringend nötig!

Stelen auf dem Gednekort Uckermark auf Betonplatten auf einer weiten Fläche, mit Bäumen im Hintergrund.